Die Morbus-Bechterew-Therapie ruht auf mehreren Säulen, d. h. der Erkrankung und ihren Symptomen begegnet man unterschiedlich. Der Schwerpunkt liegt auf der Kombination aus nicht medikamentösen und medikamentösen Maßnahmen und wird durch Patientenschulungen ergänzt. Je nach Krankheitsverlauf kann es teilweise auch nötig werden, Injektionen und Operationen in Betracht zu ziehen. Bei der Behandlung der Patienten geht es Ärzten darum, den Schmerz zu reduzieren, die fortschreitende Gelenksteifigkeit zu drosseln, strukturelle Schädigungen zu verhindern, die körperliche Funktionsfähigkeit zu erhalten und die Arbeits- und Erwerbsfähigkeit möglichst lange aufrechtzuerhalten.
Teilweise lassen sich einige Behandlungsergebnisse systematisch erfassen. Das ist wichtig für die Verlaufskontrolle der Erkrankung, bei der in regelmäßigen Abständen der aktuelle Gesundheitszustand des Patienten und sein Ansprechen auf die Therapie zu dokumentieren sind und in Relation zu den Zielsetzungen zu bringen und der individuellen Situation des Patienten anzupassen sind.
Nicht medikamentöse Therapien
Eine wichtige Säule im Behandlungskonzept des Morbus Bechterew sind Physiotherapie, manuelle Therapie sowie regelmäßige Bewegungsübungen. Parallel dazu erhält der Patient Medikamente. Ziele dieser nicht medikamentösen Therapie sind:
- Schmerzreduktion
- Erhalt der körperlichen Beweglichkeit
- Verminderung der Steifheit verbesserte Körperhaltung und Koordination
- Sturzprävention
- Erhalt der funktionalen Gesundheit
Bewegungsübungen, die zu Hause durchgeführt werden, sind zwar effektiv, reichen aber nicht aus. Der Arzt wird deshalb angeleitete Bewegungstherapien (Trocken- oder Wasserübungen – individuell oder in der Gruppe) anordnen. Unabdingbar für den Behandlungserfolg ist, dass Patienten bei der verordneten Bewegungstherapie, die ein wichtiger Teil der Behandlung ist, zuverlässig und gewissenhaft mitarbeiten. Physiotherapie und manuelle Therapie (Mobilisation) kann die Wirbelsäulenbeweglichkeit günstig beeinflussen und die Körperhaltung verbessern.
Medikamentöse Therapie
Die medikamentöse Behandlung spielt in der Morbus-Bechterew-Therapie ebenfalls eine zentrale Rolle. Zielsetzungen sind Schmerzreduktion, Verbesserung der Funktionstüchtigkeit, Reduktion der Steifheit, Blockade der entzündlichen, die Gelenke zerstörenden Prozesse und die Hemmung der Knochensubstanzveränderung.
Gängige Therapieoptionen bei Morbus Bechterew sind:
- Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR)
Nicht steroidale Antirheumatika sind ein wesentlicher Faktor in der M.-Bechterew-Behandlung. Dosierung und Verabreichungszeitraum der NSAR-Therapie richten sich nach dem Beschwerdeumfang.
- Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs
DMARDs steht für Krankheitsmodifizierende antirheumatische Medikamente. Sie werden allgemein in der Rheumatologie auch unter dem weitverbreiteten Begriff Basistherapeutika zusammengefasst. Allgemein wirken DMARDs Entzündungsvorgängen langfristig entgegen und reduzieren die Schmerzbelastung. Die sogenannten Basistherapeutika müssen dauerhaft eingenommen werden. Ihre Wirkung zeigt sich erst nach mehreren Wochen.
- Biologika (therapeutische Antikörper)
Antikörper sind Eiweiße, die bestimmte Zielstrukturen passgenau erkennen können. Normalerweise sind Antikörper Teil des menschlichen Immunsystems. Sie werden im Körper von einer Untergruppe der weißen Blutzellen (B-Zellen) gebildet und haben die Aufgabe, eindringende Viren oder Bakterien abzufangen und so unschädlich zu machen. Dieses Prinzip macht man sich bei den therapeutischen Antikörpern zunutze. Heute ist man in der Lage, gezielt zur Behandlung von Erkrankungen Antikörper herzustellen, die bestimmte Zielstrukturen im Körper erkennen und eliminieren können. Da die Stoffe den natürlich im Organismus vorkommenden Antikörpern nachempfunden sind, nennt man sie Biologika.
Die pharmazeutische Forschung hat in den vergangenen Jahren für jene M. Bechterew-Patienten, die auf die Standardtherapie mit NSAR nicht ansprachen, Biologika entwickelt, die die am Entzündungsvorgang beteiligten Botenstoffe hemmen. Die Wirkung der Biologika setzt rasch ein und hält bei fortwährender Gabe bei einer großen Patientenzahl mehrere Jahre an. Gegenwärtig werden sie jedoch nur Patienten mit hoher Krankheitsaktivität per Infusion bzw. subkutaner Injektion verabreicht.
In Studien, die die Wirksamkeit der Biologika untersuchten, wurden eine Reduzierung der Wirbelsäulenschmerzen, einen Rückgang der Morgensteifigkeit/des Anlaufschmerzes, eine Verbesserung der Funktionsfähigkeit und eine Reduktion der Müdigkeit registriert.